Future Workplace in Zeiten von IoT

Die Gesellschaft und die Wirtschaft sind von technologisch bedingten Veränderungen betroffen, die derzeit im Rahmen der „Digitalisierung“ beschrieben und diskutiert werden. Ein wesentlicher Treiber hierfür ist das sogenannte „Internet der Dinge“ (IoT).

Der technologische Wandel wirkt sich direkt auf die Arbeitswelt aus, etwa im Einsatz von Maschinen, Robotern, technischer Arbeitsgeräte allgemein oder aber auch in der Art der Kommunikation, der Arbeitsprozesse oder Zusammenarbeit. Konkrete Veränderungen am Büroarbeitsplatz spiegeln sich in der IT-Infrastruktur der Hard- und Softwarekomponenten wider, welche auch kritische Aspekte der IT-Sicherheit und des Datenschutzes einschließen.

Parallel dazu sind Arbeitnehmer/innen damit konfrontiert, sich stetig neues, situationsbezogenes Wissen anzueignen, welches nicht bereits in der Qualifizierungsphase erworben wurde. Arbeit verändert sich und damit auch die Art sie zu gestalten. Das hierfür notwendige Erlernen neuer Systeme, Werkzeuge, Prozesse, Umgangs- und Arbeitsformen wird zum ausschlaggebenden Wettbewerbsfaktor in einer globalisierten Wirtschaftswelt. Nicht zuletzt steht der Kulturwandel innerhalb einer Organisation als Leitwort für einen sich völlig neu entwickelnden, mensch-zentrierten Denkansatz, welcher neben dem technologisch bedingten Wandel auch die Bedürfnisse der Mitarbeiter/innen ins Zentrum des Interesses rückt.

Ich werde in der kommenden Woche am 15./16.Juni auf der 7. EUROFORUM Jahrestagung Future Workplace & Office in München sein, um herauszufinden, wie moderne Arbeitsumgebungen gestaltet werden können, um o.a. Wandel zu begegnen. Hierzu wird es dann demnächst auch einen Tagungsband geben, an welchem ich intensiv mitwirken werde (vgl. Ada Lovelace Festival 2015). Vor allem in Hinblick auf Architektur und Design wird es sicherlich wertvolle Inspirationen geben. Aber auch in Bezug auf neue Arbeitsmethoden, wie z.B. Design Thinking, Agile Softwareentwicklung etc.

Die zentrale Frage lautet, wie Arbeitsumgebungen gestaltet werden können, um die Mitarbeiter/innen zu motivieren und in ihrer idividuellen Arbeitsaufgabe/ Tätigkeit zu fördern?

Diesbezüglich bin ich gespannt, ob und wie Technologiekonstrukte wie z.B. IoT bereits in der Gestaltung von Arbeitsumgebungen aufgenommen werden, beispielsweise in der Konzeption von Smart Learning Environments. Smart Learning Environments (SLE´s) sind im Gegensatz zu Personal Learning Environemnts (PLE´s) physikalische Umgebungen, die mit digitalen und kontextsensitiven Komponenten (z.B. Sensorik, Aktorik) angereichert sind, um ein schnelleres und besseres Lernen zu ermöglichen. Hierdurch entstehen Mischformen des Lernens, die zwischen formalen und informellen Lernsettings, zwischen selbstorganisiertem und sozialen Lernen, zwischen verschiedenen Lernzeiten und Lernorten sowie zwischen analogen und digitalen Lernformaten zu verorten sind. Derartige Lernszenarien ermöglichen unter Verwendung modernster, mobiler, drahtloser Informationstechnologien (z.B. aus dem IoT Bereich) ein fließendes Zusammenwirken zwischen physikalischer und digitaler Lernumgebung (PLE).

SLE´s passen sich zum einen an die Bedürfnisse der Lernenden an (adaptiv) und nehmen zum anderen aber auch Informationen aus der Umwelt/ Lernsituation auf, verarbeiten diese und lösen darauf angepasste Aktionen aus.

SLE Krake

SLE ermöglichen eine nahtlose Kombination von virtuellen und physikalischen Umgebungen. In diesem Zusammenhang wird auch von „Ubiquitous Learning Environment“ gesprochen:

„Ubiquitous learning is the next step in performing e-learning and by some groups it is
expected to lead to an educational paradigm shift, or at least, to new ways of learning.
[…] Furthermore, it enables seamless combination of virtual environments and physical spaces (Bomsdorf 2005, S. 1).

Eine Übersicht zu SLE-Kriterien und konkreten Unterscheidungsmerkmalen zwischen adaptiven und ubiquitären Lernsettings liefert Hwang, 2014 in folgender Tabelle:

Smart, Ubiquitous, Adaptive Learning im Vergleich

Abbildung 1: Smart-, ubiquitous und adaptive Learning im Vergleich (Quelle: Hwang 2014)

Die Datenmenge wächst und potenziert sich stetig. Für Wissensarbeiter/innen bedeutet dies sprichwörtlich, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Besonders die Handhabung der verteilten, unstrukturierten Daten ist eine der zentralen Herausforderungen der digitalen Transformation, welche durch SLE´s begegnet werden kann.

Durch intelligente Verfahren kann die Entwicklung und kontinuierliche Anpassung einer persönlichen Lernumgebung unterstützt werden. Die Informationsflut (Big Data) wird hierbei kanalisiert und vorstrukturiert, um Informationsprozesse effizienter zu gestalten. Es ermöglicht relevante und qualitativ hochwertige Informationen automatisiert zu „liefern“, anstatt mühevoll zu recherchieren. Ansätze der künstlichen Intelligenz reichen noch weiter. Es geht nicht nur darum, die richtigen Informationen, zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort zur Verfügung zu stellen, sondern bedürfnisorientiert (adaptiv) zu präsentieren. Das intelligente System „erlernt“ die Bedürfnisse und bevorzugten Lernmethoden und liefert adaptive und kontextsensitive Informationen.

Adaptive und ubiquitäre Lernarrangements setzen allerdings die kontinuierliche Erhebung, Verarbeitung, Speicherung und ggf. Weitergabe von (personenbezogenen) Daten voraus. Ein zentrales Element von SLE´s ist dabei die Erstellung eines individuellen Lern-Profils, das kontinuierlich verfeinert und angepasst wird. Dabei werden Informationen zur Person (Qualifikationen, berufl. Werdegang etc.), zum Aufenthaltsort, zum Surfverhalten, zu Interessensgebieten, zu beruflichen Tätigkeiten, zu Lernzielen, zu Netzwerken, zu Spezialkenntnissen etc. analysiert und ausgewertet. Derartiges Sammeln und Auswerten von (personenbezogenen) Daten hat fundamentale Auswirkungen auf den Einzelnen sowie die Gesellschaft.

Dies ist ein Kernproblem, welches nur über die Herstellung maximaler a) Transparenz, b) Datensouveränität und d) Selbstbestimmung der Lernenden überwunden werden kann. Darüber hinaus sind grundlegende datenschutzrechtliche Gesetzgebungen zu modernisieren.

Bei der Gestaltung von SLE´s bietet z.B. der „Privacy by Design“ Ansatz konkrete Lösungswege, um o.a. Hindernissen zu begegnen, nichtsdestotrotz ist dies eine gewaltige Hemmschwelle eben auch im betrieblichen Umfeld.