LERN:RAUM:DESIGN ###Im Dialog mit ###Andrea Augsten

In der aktuellen Ausgabe der Reihe DESIGN:IM:LERN:RAUM war ich im Gespräch mit Andrea Augsten. Sie studierte Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste und forscht seitdem als Designerin in Wirtschaft, Wissenschaft und sozialem Sektor zum Einfluss von Design und Veränderung. Neben ihrer Promotion an der Universität Wuppertal, die sie in Kooperation mit der Volkswagen AG durchführt, arbeitet sie als Speakerin und engagiert sich in der Lehre sowie in fachbezogenen Netzwerken. Als Gründerin der Initiative design:transfer, die sich mit Fragestellungen des Designs in Transformationsprozessen beschäftigt, ist es ihr Anliegen, Menschen aus unterschiedlichen Sektoren zusammenzubringen.

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Wir haben uns 2015 im Rahmen der von mir koordinierten „Forschungswerkstatt zum Arbeitsplatz der Zukunft“ am Institut für Informatik der Volkswagen AutoUni in Wolfsburg kennengelernt. Da wir beide aus Berlin sind, haben wir uns oft im Zug getroffen. Da hat man viel Zeit, sich über Arbeit 4.0 oder die Auswirkungen der digitalen Transformation auf Gesellschaft, Politik oder aber auch in Bezug auf Organisationsentwicklung zu unterhalten.

Bei unserem Abendessen am 10.02. nutze ich die Gelegenheit, um unsere anregenden Diskussionen auf das Thema „Lernräume“ zu fokussieren, um Andreas Sichtweise auf das Thema zu ergründen. Hier ihre Kernaussagen:

1.Was zeichnet einen guten LERN:RAUM aus?

Der Begriff „Lernraum“ setzt sich zunächst einmal aus einem (begrenzten) Raum und darin stattfindenden Lernprozessen zusammen. Lernen ist eine individuelle Erfahrung, die entsteht, wenn man sich wohl fühlt und im Dialog mit Menschen bzw. einer Gruppe steht. Um Lernprozesse in einem Raum zu ermöglichen, sollte dieser folgende Merkmale aufweisen:

  • Tageslicht ist ein absolutes „MUSS“
  • Viel Platz

Zusätzlich sollte der Raum Ruhe und Ästhetik ausstrahlen und nicht zu viele Kontraste beinhalten, an denen sich das Auge stört.

2. Welchen Lernraum würdest Du Dir als „Lehrender“ wünschen?

Das wichtigste ist frische Luft und Abwechslung im Lernprozess. Es gibt nichts schlimmeres, als 6h auf einer Position zu „verharren“. Bewegung ist wichtig, um verschiedene Perspektiven und Positionen einzunehmen zu können:

  • Frische Luft
  • Modulare Einrichtung
  • Möglichkeit zum schnellen Umbau der Sitzgelegenheiten
  • Leichte, flexible Möbel
  • Möglichkeit zur Positionsänderung (zwischen Positionen im Raum, aber auch zwischen laufen, sitzen, „fletzen“ und stehen)
  • Alle Sinne ansprechen
  • Große, beschreibbare Flächen (digital oder analog)
  • Haptische Aktivitäten (müssen beim Lernen bleiben, letztlich ist eine komplette Digitalisierung der Lernprozesse „grenzwertig“)
  • Digitalisierte Lernmethoden müssen auch in andere Lernformate und an anderen Lernorten nutzbar sein
  • Grüne Oasen
  • Farbliche und strukturelle Raumgestaltung je nach Setting und Stimmung (z.B. auch unterschiedliche Bilder, Wandfarben etc.)
  • Licht in unterschiedlicher Intensivität einstellen zu können

3. Was ist der tollste LERN:RAUM, den Du je gesehen hast?

Mein Wohnzimmer. Das ist eine Lernoase. Mein Wohnzimmer hat Kunst, viele Fenster, ebenso viele Bücher sowie unterschiedliche Blumen.

Außerdem sind die Farben in sich abgestimmt. Die Farbgebung ist mir persönlich sehr wichtig, um konzentriert arbeiten zu können und nicht ständig durch eine „nicht Harmonie“ gestört zu werden.

4. Wie könnte Dich ein intelligenter Raum beim Lernen bzw. Lehren unterstützen?

In der Zusammenarbeit mit Studierenden, zum Beispiel während einer Lehrveranstaltung folgt der Raum dem Inhalt, und assistiert. Eine sehr wichtige Unterstützung wäre z.B. im Zuge der Nachbereitung das automatisierte Erstellen einer Dokumentation. Alle Informationen und Ergebnisse die im Laufe eines Workshops auf Post its, Plakaten, Flipcharts oder in Form von Prototypen auf Tischen etc. entstanden sind, werden qualitativ hochwertig digitalisiert und zusammengefasst. Oft bin ich heute mit dem Abschreiben der Post its länger beschäftigt als mit dem Erkenntnisgewinn. Diese „Assistenten-Tätigkeit“ könnte ein intelligentes System übernehmen, und Zeit sparen. Insgesamt ist die Vor- und Nachbereitung von professionellen, digital aufbereiteten Inhalten sehr aufwändig und kann mit geeigneten Vorlagen & assistierten Tools sicher noch besser unterstützt werden. Praktisch wäre eine Empfehlung von geeigneten und passgenauen Tools im individuellen Lehr- und Lernprozess. Ich empfinde es als aufwändig, die etlichen, unterschiedlichen und unüberschaubaren, aber sehr praktischen Tools alle selbst zu entdecken, auszuprobieren und letztlich auch die Nutzung anzueignen. Dafür kann man Tage investieren, „nur um eine Netzwerk-Grafik“ professionell zu erstellen. Noch intelligenter wäre jedoch, wenn das Tool oder auch (Grafik-)Programm den Prozess der Erstellung direkt unterstützt und auch inhaltlich erweitert. Wie die Technik allerdings die Wohoww Momente des Teamworks auch in meine alleinige Schreibtischarbeit übertragen kann, da bin noch ratlos.

Herzlichen Dank an dieser Stelle an Andrea für das inspirierende Gespräch. Im nächsten Beitrag gibt es Elias Barrasch im LERN:RAUM Dialog.

Ich freu´mich drauf.

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