Ich war 4,5 Tage in China. Diese 4,5 Tage in Peking reichen aus, um ein ganzes Buch zu füllen. Ich möchte versuchen, die prägnantesten Eindrücke von der Konferenz, aber auch von der Kultur zusammenzufassen.
#Luftverschmutzung #Klima
Als ich Samstagnachmittag in Peking gelandet bin, war alles tief grau. So ein dunkles, diesiges GRAU habe ich noch nie gesehen. Es war ca. 16:00 Uhr Ortszeit, aber aufgrund der Dunkelheit kam es mir vor, wie wenn es bereits Abend gewesen wäre. Zudem hatte es gerade erst geschneit, es war also auch recht kalt. Das Klima ist demnach mit Deutschland zu vergleichen, allerdings wird es im Sommer um die 40 Grad in Peking. Daher sind auch an allen Häuserfassaden die typischen Klimageräte angebracht.
#Sicherheit #Kontrollen
Der Flughafen in Peking ist wunderschön. Die Sicherheitskontrollen sind extrem. Allerdings gibt es die Sicherheitskontrollen nicht nur am Flughafen. Dort wurde an mehreren Stationen mein Gesicht mit Kameras komplett „gescannt“ und mit meinen Daten aus dem Reisepass gekoppelt. Sicherheitskontrollen gibt es aber auch überall in der Stadt selbst. Als ich beispielsweise in den Olympia Park gehen wollte, musste ich zuerst durch eine Sicherheitsschleuse und meine Handtasche durchleuchten lassen. Selbiges Verfahren, um das Konferenzgebäude zu betreten. Auch am Eingang des Hotels stand eine Polizistin und hat mich abgetastet und kontrolliert. Selbst jede U-Bahn-Station wird von Beamten in grüner Uniform bewacht, die auf einem Podest stehen, Schulter an Schulter stehen und starr in entgegengesetzte Richtungen blicken. Als Europäer ist man dann zunächst irritiert, weil man derart ausgeprägte staatliche Kontrolle nicht kennt.
#Kommunikation
Als ich ca. 18:30 Uhr am Hotel ankam, musste ich feststellen, dass das Personal kaum Englisch kann. An der Rezeption klappte die Verständigung noch weitgehend. Im Restaurant des Hotels sah das schon anders aus. Das Bestellen des Abendessens ist ein kleines Abenteuer. Zum Glück gibt es ja Apps, die einem das Wichtigste übersetzen. Die Chinesen nutzen ihre Smartphones immer und überall. Eben auch, um das Menü zu übersetzen. Zudem findet man auch ständig Barcodes, egal ob in Restaurants oder mitten in der Stadt. In Parkanlagen sowieso. Insgesamt habe ich die Chinesen als sehr freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend erlebt. Von manchen Taxifahrern abgesehen.
#Essen
Wenn man es dann aber erst einmal geschafft hat, das Essen zu bestellen, dann freut man sich über farbenfrohe und geschmacksintensive Köstlichkeiten. Das Essen empfand ich als sehr hochwertig und frisch. Die Chinesen essen zwar insgesamt sehr viel Fleisch, aber man kann auch nur Gemüse bestellen, das kurz im Wok angebraten und in köstlichen, leichten Soßen geschwenkt wird. Einmal hatte ich das Vergnügen, auf einen traditionellen chinesischen Markt zu gelangen. Eine sehr schöne, aber enge Gasse. Links und rechts sind Stände, die Essen zubereiten. Es ist insgesamt sehr laut und voll. Die Menschen schieben sich quasi Rücken an Rücken durch die Gasse. An jeder Ecke stehen Chinesen, die Fleisch Spieße verzehren, wie wenn sie 1 Woche lang nichts mehr zu essen bekommen hätten. Da an vielen Ständen lebende Skorpione aufgespießt und angeboten wurden, vergeht einem der Appetit etwas. Insgesamt riecht es auch sehr streng. Ich konnte nicht herausfinden, was diesen (für mich unangenehmen) Geruch erzeugte. Ob es die frittierten Maden, Insekten oder Vogelspinnen waren?? Eine insgesamt sehr beeindruckende Erfahrung, die ich jedoch nicht länger als 45 Minuten ausgehalten habe. Ich muss zugeben, dass ich nach diesem Anblick nur noch im Hotel eigenen Restaurant gegessen habe, auch wenn dies ein vielfaches teurer war.
#Klima II
Am nächsten Tag begann am Sonntag um 8 Uhr morgens die Konferenz. Entsprechend früh musste ich aufstehen. Der Blick aus dem Hotelfenster hat sich förmlich in mein Gehirn eingebrannt. Ich hatte zum Glück ein sehr schönes, großes Panoramafenster und beste Aussicht aus dem 12. Stock des Hotels. Ein ewig weiter Blick über die 6 spurige Schnellstraße hinweg eröffnete die Sicht auf kleine chinesische „Baracken“, Shops und Hochhäuser. Die Sonne ging gerade auf, allerdings erinnerte mich die Sonne eher an den Mond. Versteckt hinter einem dicken, grauen Schleier konnte man ohne Probleme direkt in die Sonne schauen, obwohl sie schon recht hoch am Himmel stand. Irgendwie Endzeit mäßig.
#Konferenz #Entertainment #Fotos
Angekommen am Tagungsort war es dort nicht weniger beeindruckend. Sehr viele Chinesen standen an unterschiedlichen Schaltern zur Registrierung. Nachdem ich mich zuerst einmal orientieren musste, wo ich eigentlich hin muss, war ich schließlich in der „Main Hall“ angekommen. Der Saal sah aus wie ein Hörsaal an der Universität, die Stühle gingen Treppe für Treppe nach oben und es war viel Platz. Auf der Tribüne wurden Trailer-Videos zur Konferenz abgespielt, die Lautstärke der musikalischen Untermalung war sehr hoch eingestellt. Man hatte eher den Eindruck, in einem Kino Platz zu nehmen. Weitere Beamer projizierten die Wände mit bunten und abstrakten Formationen. Bevor der Präsident der Beijing Normal University, Qi Dong, mit der Eröffnung der Konferenz begann, wurden alle wichtigen internationalen Gäste und die Kooperationspartner aus den USA auf die Bühne gebeten. Etliche Fotographen und Kameramänner dokumentierten den Moment für die Ewigkeit. Insgesamt wurde die ganze Konferenz mit etlichen Medienteams begleitet und dokumentiert. Bereits am Ende der Veranstaltung gab es erste Zusammenfassungen als Fotogalerie und in Form zusammengeschnittener Video Sequenzen.
#NoEnglish #ChineseOnly
Nachdem die chinesische Eröffnungsrede beendet war musste ich feststellen, dass auch die erste Keynote „The Application of Artificial Intelligence (AI) in Education“ sowie alle folgenden Vorträge auf Chinesisch waren. Ich war doch etwas irritiert, dass die „International Conference of Smart Learning Environments“ überwiegend auf Chinesisch abgehalten wurde. Aber zum Glück gab es ein Translation-Kit, das auf Englisch übersetzte. Das hat insgesamt auch sehr gut funktioniert. Nur leider war die Lautstärke auf dem linken Ohr viel lauter (chinesische Speaker) als die englische Übersetzerin auf dem rechten Ohr. Entsprechend war es auf Dauer doch sehr anstrengend.
Das Programm war eine Mischung aus #AI #BigData #Networks #VR #SmartLearning #FutureEducation #VocationalEducation #OER und bot eine breite Palette zum Thema „Technology Enhanced Learning“. Einige Impressionen zu den Folien und sogar kurze Videos sind auf MEINEM PRIVATEN #ICSLE18 Hashtag auf Twitter zu finden: https://twitter.com/search?q=%23icsle18&src=typd
Privat daher, da Twitter (und auch Facebook) vom chinesischen Staat blockiert wird. Die Chinesen verfügen insofern nicht über die Mediale Freiheit, wie wir es in Europa kennen.
#NoHashtag #NoTwitter
Eine flüssige Internetverbindung zu Twitter herstellen zu können ist nicht ganz einfach, aber es geht, wenn man weiß, wie es funktioniert. Wohlwissend habe ich mir vor Abflug einen speziellen VPN auf meinem Smartphone installiert, der mich mit einem Server auf Taiwan oder Korea etc. verbunden hat, sodass ich die chinesische Sperrung umgehen konnte. Da Twittern in China jedoch dementsprechend nicht gängig ist, bin ich die Einzige gewesen, die #ICSLE18 Tweets in die weite Welt versendet hat. Leider war es mir bis heute nicht möglich, die chinesischen Kanäle zur Konferenz zu finden. Ich glaube, ich hätte mir dafür mal WeChat installieren müssen.
#MySession
Parallel zur “Main Hall” hab es noch 3 weitere Tracks, die alle sehr interessant waren. Da leider nur einer davon auf Englisch war, konnte ich an den beiden anderen nicht partizipieren. Mein Beitrag zur Smart Learning Environments Konferenz habe ich bereits im Sommer 2017 zusammen mit Dr. Lars Schlenker und Prof. Dr. Thomas Köhler eingereicht. Der Beitrag fasste die bis zu dieser Zeit vorhandenen Ergebnisse meiner Dissertation zusammen. Letzlich ging es um eine Methode, ein Framework, das als Planungs- und Entwicklungswerkzeug genutzt werden kann, um didaktisch sinnvolle Smart Learning Envirnments entwickeln zu können. Das Framework umfasst insgeamt 30 Erfolgsfaktoren aus den Disziplinen Bildungswissenschaften, IT und Architektur.
Anbei das Poster zu meiner Präsentation:
Zunächst einmal musste jeder seine Forschungsarbeit kurz vorstellen. Anschließend gab es einen “Rundgang”, bei welchem sich die Teilnehmenden zu einem Psoter stellen konnten, um Details zu erfahren und in den direkten Austausch treten zu können. Die Poster Session fand in einem kleineren Kreis statt, der ausschließlich aus internationalen Gästen aus den USA, Rumänien, Schweden oder Finnland etc. bestand. Und ich war dann doch überrascht, als die meisten an meinem Poster (hier auch als PDF: An interdisciplinary Framework for Designing Smart Learning Environments_POSTER) standen. Die Fragen waren sehr treffend und tiefgründig formuliert, so dass wirklich spannende Diskussionen zustande kamen.
Ein bisschen stolz bin ich dann aber doch, in folgendem Band veröffentlicht zu haben:
#LessonsLearned
Zusammenfassend kann man sagen, dass mich die 4,5 Tage China tief beeindruckt haben und zwar auf vielfätigste Weise, wie ich es zu #Klima #Sicherheit # Kommuniktion #Essen #Konferenz #NoTwitter oder auch zu #MySession beschrieben habe.
Die Unterschiede zur europäischen Tradition sind gewaltig. Zumal die Geschichte aus dem Reich der Mitte eine sehr sehr spannende Abfolge unterschiedlicher Dynastien vorweisen kann. Von daher war ich sehr glücklich, an meinem letzten Tag eine Tour zur chinesischen Mauer UND zur Verbotenen Stadt gemacht zu haben.
#History
Die chinesische Mauer ist ca. 2 Autostunden vom Stadtzentrum von Peking entfernt. Insofern sollte man sich dies auf keinen Fall entgehen lassen, sofern es irgendwie möglich ist. Als ich mich an meinem letzten Tag in China mit den historischen Artefakten bescäftigt habe, war ich einfach nur sprachlos- Die Mauer umfasst insgesamt ca. 20.000km und wurde ab dem 7. Jahrhundert v.Chr. erbaut. Die größten Teile wurden während der Ming-Dynastie (1368–1644) gebaut. Mich hat vor allem überrascht, dass die Mauer sher hoch war, stelllenweise bestimmt um die 10-15 Meter. Zudem ist sie sehr steil und es geht kontinuierlich steil aufwärts oder abwärts. Es gibt sogar ein Hinweisschild, dass man auf ältere Menschen oder Kinder Acht geben soll.
Im Anschluss durfte ich noch die Verbotene Stadt besichtigen. Die Größe des erhaltenen “Stadtteils” hat mich echt umgehauen. Ich bin ca. 3h von Tempel zu Tempel gelaufen. Am Ende gab es noch eine Gartenanlage. Leider durfte das normale Volk zu jener Zeit nicht in den Genuss der Anlage kommen, da es ausschließlich der kaiserlichen Familie, Priestern und hochranigen Familienmitgliedern vorbehalten war, sich dort aufzuhalten. Wenn man überlegt, welche Bauwerke es 700 v. Chr. in Europa gab, fallen mir eigentlich nur die typischen und bekannten Burgen ein. Wobei selbst das Schloss Neuschwanstein erst ab 1000 n. Christi urkundlich bekannt wurde. Die filigranen und sehr detailliert ausgearbeiteten Verzierungen der chinesischen Tempel haben mich definitiv stark beeindruckt.
Es ist gar nicht so einfach, aus 475 Fotos die Besten rauszusuchen. Ich hatte jedenfalls eine sehr sehr sehr inspirierende Zeit und habe viele neue Freunde und bemerkenswerte Wissenschaftler*innen kennengelernt:
Und wenn ich jetzt noch von dem tollen Abendessen erzähle, das am 2. Tag der Konferenz in einem traditionellen chinesischen Hinterhof staattgefunden hat, dann wird der Blogpost nie fertig. Insofern gibt es zum Ende eine lustige Impression. Einen Standard in Peking. Das Moped mit Handschuhen. Es war ja schließlich bitter kalt 😉
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich dies alles erleben durfte.
Danke für diesen tollen Einblick, Sirkka!