Der heutige Blogpost beschäftigt sich ausführlich mit einem Metaverse for Learning. Wie könnten solche hybriden Lern- und Arbeitswelten konkret aussehen? Wo stehen wir heute und wie könnte sich das Metaverse in Zukunft noch verändern? Welche Potenziale bietet ein Metaverse nicht nur in kommerziellen Kontexten, sondern insbesondere auch fürs Lernen & Arbeiten heute und in Zukunft? Zudem möchte ich einen Überblick dazu geben, vor welchen Herausforderungen wir stehen.
All diese Fragen sollen im Folgenden beantwortet werden. Der Beitrag schließt sich direkt an meinen letzten Blogpost an, in dem ich über den Zusammenhang von Open Innovation und Metaverse geschrieben habe und ist ein erstes Zwischenergebnis zur Initiative MeinZiel22. Insofern freue ich mich, pünktlich zum heutigen Boxenstopp am 28.03. meine Ergebnisse zu teilen.

KR 1, 2 und 3 habe ich bereits abgearbeitet:

Der Hype
Ich habe mich die letzten Wochen sehr intensiv mit dem Metaverse beschäftigt, wie wahrscheinlich sehr viele andere Menschen auch. Egal wo man hinschaut, überall lauert das Metaverse. Zumindest meine “Social-Media-Bubble” war voll mit Informationen. Seitdem Facebook bzw. Meta mit der Vision, Facebook zu einem Metaverse weiterzuentwickeln, in die Öffentlichkeit gegangen ist, scheinen sich urplötzlich alle mit dem Metaverse zu beschäftigen. Es ist ein regelrechter Hype ausgebrochen. Egal ob in Print-/ Onlinemedien, auf Konferenzen oder eben in den sozialen Medien wie LinkedIn oder auch Twitter, überall wird das Metaverse diskutiert. So beispielsweise auch auf dem diesjährigen South by Southwest (#SXSW). Das ist eine jährlich im März in Austin, Texas, stattfindende Veranstaltung. Es vereint Festivals, Konferenzen und Fachausstellungen vor allem in den Bereichen Musik, Film und interaktive Medien. Von dort aus haben beispielsweise Dr. Miriam Meckel und Dr. Léa Steinacker einen Live Stream zum Metaverse online gestellt. Ein weiteres, internationales Beispiel ist die Konferenz GatherVerse Summit.
- Aktuelle Suchergebnisse zu #metaverse auf LinkedIn
- Aktuelle Suchergebnisse zu #metaverse auf Twitter
Im deutschsprachigen Raum gab es erst vor kurzem einen SAP Podcast zu Lernen im Metaverse sowie ein Metaverse Impulspanels zum Thema „Schöne neue Welt? Merkmale, Potenziale & Herausforderungen des Metaverse.“ Auf Einladung vom Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science e.V. habe ich einen Impuls zum Thema geben dürfen, zusammen mit anderen ImpulsgeberInnen, die das Thema hier aus unterschiedlichen Perspektiven aufgegriffen haben. Alle Impulse sind zu finden auf dem WvSC YouTube-Kanal: Zu den Impulsvideos geht’s hier entlang.
Mein Vortrag vom 16.03.2022 fasst die folgenden Informationen in einer kurzgefassten Präsentation in knapp 30 Minuten zusammen:
Darüber hinaus beschäftgen sich natürlich nicht nur die öffentlichen Medien mit einem Metaverse, sondern v.a. auch Unternehmen wie Meta, Google, Amazon, Microsoft, Epic Games, Nvidia u.v.m., um mit neuen Geschäftsmodellen ungeahnte Gewinne zu erschließen. Es wird ein gigantisches Wirtschaftspotenzial im Metaverse vorhergesagt.
ABER es gibt weit mehr Potenziale, als bisher öffentlich diskutiert. Meiner Meinung nach ist es wichtig, nicht nur kommerzielle Interessen zu verfolgen, sondern das Metaverse für das Lernen zu erschließen. Denn hier schlummern ungeahnte Möglichkeiten, die das lebenslange Lernen auf ein komplett neues Level heben können.
Wer bei all dem Tech-Hype hochwertig informiert bleiben möchte, dem empfehle ich den Podcast “Zurück zur Zukunft” von Agnieszka Walorska und Alexander Braun.

Was ist das metaverse?
Das Metaversum ist eine computergenerierte, hybride Parallelwelt und beschreibt ein Konzept des zukünftigen Internets. Es entsteht durch die Konvergenz von erweiterter physischer Realität mit und in virtuellen 3D Welten. Online- und Offlinewelten gehen fließend ineinander über. Es bietet lebendige Erfahrungen in Echtzeit, indem Nutzer:innen die Welten aktiv mitgestalten.
Idee basiert auf einem Roman von Neal Stephensons Snow Crash:
Es soll ein Online-Raum werden, in dem physische, erweiterte und virtuelle Realitäten zusammenkommen. Das bedeutet, Menschen können einen individuellen Avatar schaffen, ein Abbild der realen Benutzer:in. Mit diesem können sie im virtuellen Raum shoppen, spielen, sich verabreden und Live-Events besuchen. Das Metaversum ist dabei nicht von der analogen Welt abgekapselt, sondern legt sich vielmehr wie eine zweite Ebene über sie. Das heißt, die Nutzer:innen können jederzeit in diesen geteilten Online-Raum eintauchen.
Avatare sind ein wesentliches Element vom Metaverse, nicht nur zum shoppen, sondern auch wenn es explizit um das Lernen in einem Metaverse geht. Zum Lernen mit Avataren gibt es in den nächsten Tagen einen gesonderten Blogpost. Ich habe bereits in 2020 begonnen, meinen eigenen Avatar zu kreieren. Seitdem hat die digitale Sirkka bereits bereits über 1000 Menschen zu Hause besucht:











Bei diesem Beispiel wird sehr deutlich, dass das Metaverse oder Web 3.0, die Grenzen der physischen Welt mit denen der digitalen Welt verschmelzen lassen wird. Statt nur starr auf einen Bildschirm zu blicken, werden wir künftig dank verschiedener Technologien in das Metaverse eintauchen und gleichzeitig auch Inhalte aus dem Gerät heraus direkt zu uns projizieren können. In Echtzeit können wir Teil einer erweiterten Welt werden und sind nicht mehr von starrem On-Demand Content abhängig.
Statt zentraler Informationsknoten werden wir dezentral und niederschwellig Inhalte erleben und auch selbst erstellen können – und das nicht nur auf einer Plattform, die vor kurzem noch Facebook hieß, sondern überall und jederzeit. Wie genau das Metaverse in einigen Monaten aussehen wird, kann niemand genau vorhersagen. Eines ist allerdings schon jetzt klar:
Es wird nicht DAS EINE Metaverse geben.
Laut Internet-Experte Ethan Zuckerman könnte vielmehr ein Nebeneinander vieler kleiner Metaversen Realität werden. Je nach Branche, Zielsetzung und Zweck wird es unterschiedliche Metaverse-Szenarien geben. Von Social Media, über Gaming bis hin zu Business und Smart Learning. Dabei sollte jeder Nutzer und auch jeder Anbieter von Inhalten selbst entscheiden können, in welchem Umfeld er sich bewegen möchte.
“The Metaverse is the internet, but you can go into it (VR) or it can come out to you (AR). As with any new technology we invent, there will be unintended consequences which require us to stop and think ‘what is the future we all want to see?’
Alan Smithson, AR/VR Influencer
Das Metaverse Manifesto von Alan Smithson geht ausführlich auf den Begriff, Merkmale, Potenziale und auch Risiken ein. Wichtig zu verstehen ist, dass sich das Metaverse aus unterschiedlichen Tech-Ökosystemen zusammensetzen wird:
Konvergente Technologie-Ökosysteme als Grundlage des Metaverse
Letztlich spricht man beim Metaverse auch von unterschiedlichen Ebenen bzw. Layern, die alle aufeinander aufbauen und sich gegenseitig bedingen:

[1] XR (Extended Reality)= 3D, Avatars, Communication, VR/AR/MR, Volumetric Capture, Haptics, Scent, Spatial Audio, Game Engines.
[2] AI (Artificial Intelligence)= Computer Vision, Natural Language Processing (NLP), Simultaneous Location And Mapping (SLAM), Automated Content Creation, Suggestion Algorithms.
[3] Blockchain = Non-Fungible Tokens (NFT’s), Cryptocurrency (BTC, HBAR, ETH), Smart Contracts (ETH, HBAR, , Distributed Autonomous Organizations (DAO’s), Digital Land, Decentralized Finance (DeFi).
Risiken und Herausforderungen
Kritiker argumentieren jedoch zu Recht, dass sich Probleme, die wir heute bereits auf Social Media Plattformen sehen, im Metaversum fortsetzen und verstärken werden. Mit mehr Sensoren, Kameras, Mikrophonen wird Datenschutz ein ernstzunehmendes Thema.
ABER: Es wäre auch denkbar, dass mit dem Metaversum die zentralistischen, monopolistischen Logiken des Internets ausgehebelt werden und wir zukünftig mehr dezentrale Kommunikations-Technologien sehen. Facebook oder Google würden dabei an Macht einbüßen, wie George Gilder in „Life after Google“ beschreibt. Das würde Menschen wieder mehr Selbstbestimmung und Kontrolle über ihre Daten verleihen.
In diesem Kontext sind v.a. Blockchain oder Krypto Communities interessant -wie z.B. „Friends with Benefits (FWB), -die als und DAO Modelle (eine dezentrale, autonome Organisation) organisiert sind. Dies könnten dezentralisierte und demokratisierte Vorboten einer besseren Wirtschaftsordnung fungieren.
Unter Blockchain versteht man eine öffentliche und dezentrale, digitale Datenbank. Die Daten werden in Blöcken zusammengefasst und dezentral gespeichert. Der von femmecapital erstellte Krypto-Glossar gibt Aufschluss über die spezifischen Begrifflichkeiten und Zusammenhänge von Krypto und Blockchain. Allen Frauen meiner Leserschaft empfehle ich übrigens den Kurs von femmecapital – war für mich extrem spannend. Meiner Ansicht nach ist Blockchain eine sehr wichtige Technologie, um monoploartigen Strukturen wie z.B. Facebook / Meta entgegen wirken zu können.

Was ist Blockchain:
Eine Blockchain ist eine öffentliche und dezentrale, digitale Datenbank. Die Daten werden in Blöcken zusammengefasst und dezentral gespeichert. Das Besondere: die Daten werden dezentral auf einer Vielzahl vernetzter Rechner kryptographisch verschlüsselt gespeichert und die Datenbank ist (in der Regel) komplett transparent und somit öffentlich einsehbar.
Was ist Bitcoin:
Bitcoin ist die Mutter aller Kryptowährungen. Im Oktober 2008 wurde erstmals von Satoshi Nakamoto mit dem White Paper „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ die Funktionsweise des Bitcoins und der Blockchain erläutert. Im Januar 2009 erschuf Nakamoto den Genesisblock und die ersten Bitcoins wurden gemined. Seitdem läuft das Netzwerk als Open Source Software Protokoll. Bitcoin ist bis heute die am weitesten verbreitete Kryptowährung.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass gerade die Veröffentlichung durch Facebook bzw. Meta, an einem Metaverse zu arbeiten, genau das Gegenteil bewirkt hat, was Facebook eigentlich erreichen wollte. Seitdem haben sich etliche Interessensgruppen gebildet, die eine sinnstiftende und menschenzentrierte Technologieentwicklung voran bringen möchten.
Diese These wird auch durch einen aktuellen Artikel in t3n (Magazin Nr. 67, S. 31) gestützt, in dem beschrieben wird, dass hochrangige und gut bezahlte Mitarbeitende Apple, Google, Amazon und Meta verlassen, um dem Ruf der dezentralen Web3-Bewegung zu folgen.
Die Mission lautet: Hoch die Nutzer:innen und Content-Creators, nieder mit den Plattformen.
Entgegen diesem Trend, ist wahrscheinlich trotzdem der Großteil der Akteure daran interessiert, möglichst schnell viel Geld zu erwirtschaften. Entsprechend wird auch viel spekuliert, aber es gibt eben auch immer mehr talentierte Menschen, die einen Unterschied machen wollen. Wie zum Beispiel auch den Metaverse4Learning HUB (dazu weiter unten mehr).
Das Metaversum ist auf jeden Fall weit mehr als 3D Spaces mit oder ohne VR-Brillen. Es wird sich in Fenstern, Wänden, Fahrzeugdecken sowie in öffentlichen Räumen wiederfinden. Das Zusammenspiel von XR, KI und IoT wird unser Leben komplett verändern. Die frühen Visionen von Mark Weisers zu Ambient Intelligence werden in den nächsten 5-10 Jahren zum ganz normalen Alltag gehören. Doch wie gehen wir damit um? Das Metaversum hat deutlich mehr Aspekte, die über pures Entertainment hinaus gehen, es birgt vor allem auch politische, ethische und wirtschaftliche Dimensionen. Das Metaverse der Zukunft wird mit Arbeit, Musik, Erotik, Bildung, Sport und Gesundheit verschmelzen. Das Metaversum wird nicht von einer Plattform bestimmt sein, sondern diverse Gestalten über diverse Anbieter annehmen.
Daher müssen sich Institutionen wie die EU früh genug damit auseinandersetzen, welche Kultur und damit welche Regeln sie im Metaversum etablieren wollen. Das setzt voraus, dass man versteht, was das Metaversum eigentlich ist. Ein Beispiel dafür aus dem Zeitalter des Internets: das Netz ist kein rechtsfreier Raum, Gerichte haben aber nach all den Jahren immer noch Schwierigkeiten, virtuelle Tatbestände einzuordnen und sie mit realen Konsequenzen zu verknüpfen, wie z.B. Sascha Lobos Artikel über den Drachenlord zeigt. Mit dem Metaversum wird die Komplexität steigen. Wir müssen verstehen, dass es „reales“ Handeln im virtuellen Raum gibt. Das ist nicht nur für die Strafverfolgung relevant, sondern fordert auch Grundlagen für Meinungsfreiheit, Nutzungsrechte oder wirtschaftliche Fragen.
Dazu gehört auch der Handel mit Verbraucherdaten, was zu einem florierenden Geschäft geworden ist. Deep Fakes werden immer überzeugender. Und die Daten, die im Metaverse gesammelt werden, könnten weit umfassender sein, als das, was bisher erfasst wird. Entsprechende Strategien und Vorsichtsmaßnahmen sollten daher von Anfang an mitgedacht werden. Bei der Auswahl einer Metaverse Plattform sollten NutzerInnen sich gut darüber informieren können, wie mir ihrer Privatsphäre umgegangen wird. Die Einhaltung der DSGVO gehört heutzutage zum Standard. Zudem sollte wert darauf gelegt werden, alle Inhalte ausschließlich auf sicheren Servern (bestenfalls in Deutschland) zu verwalten.
Das gute daran ist, dass wir nicht bei “null” anfangen müssen. Das OASIS Consortium hat beispielsweise User-Sicherheits-Standards veröffentlicht, an denen sich Metaversum-Unternehmen orientieren und selbstregulieren können. Ähnlich wie freiwillige Zertifizierungen für energieeffiziente Gebäude zum Standard geworden sind, könnten Sicherheit, Datenschutz und Inklusion die Grundpfeiler des digitalen Miteinanders im Metaversum sein.

Share these standards within your company to build support for your T&S initiatives.
Pledge to uphold the standards and highlight yourcommitment with the Oasis User Safety Standards seal.
Conduct your internal user safety assessment to measure performance and identify ways to improve.
Prepare for certification to earn your Oasis Digital Sustainability in User Safety seal (coming soon).
Kritische Standpunkte im Kontext Metaverse vertritt auch Gerd Leonhard. Am 31.01.2022 hat er einen YouTube Talk über das MetaPERverse gehalten. Der Vortrag zu MetaPERverse ist wie erwartet sehr provokativ und man könnte das eine oder andere etwas differenzierter betrachten, dennoch ist es absolut empfehlenswert, sich diesen Vortrag anzusehen. Gerd Leonhard fasst sehr plakativ viele Ängste und Befürchtungen wie folgt zusammen:

Der zentrale Punkt im Vortrag von Gerd Leonhard beschreibt die These, dass das Metaverse “fantastic for money, but hell for people” sein könnte.
Meiner Meinung nach besteht dieses Risiko auf jeden Fall, von daher bin auch ich bestrebt, sinnvolle Anwendungsszenarien zu definieren, die nicht o.a. dystopische Vorstellung untermauern und ausschließlich wirtschaftliche Interessen ins Zentrum rücken. Bevor ich zu den Potenzialen im Bildungsbereich komme, möchte ich folgend die Herausforderungen in neun Punkten zusammenfassen, die meiner Meinung nach bei einer Ausgestaltung des zukünftigen/ heutigen Metaverse berücksichtigt werden müssten:

Potenziale und Chancen eines Metaverse für das Lernen
Die neuen Technologien bergen jedoch nicht nur Risiken. Davon ist selbst Gerd Leonhard überzeugt. Seiner Meinung nach sind die exponentiellen Technologien mächtig, wirken nahezu grenzenlos. Das ist auch der Grund, warum EntwicklerInnen und GestalterInnen einen starken Fokus darauf legen sollten, Menschlichkeit zu bewahren, sowie auf Ethik und Werte aufzubauen, die einen gesamtgesellschaflichen Nutzen mit sich bringen. Innovative, nachhaltige Produkte können durchaus eine positive Zukunft hervorbringen. Laut Gerd Leonhard ist grün das neue digital. Also insbesondere nachhaltige, digitale Services können und werden unsere Zukunft maßgeblich (positiv) beeinflussen können.
The future is better than we think – we just need to understand it better, and decide what kind of future we want rather than simply do what is possible.
Gerd Leonhard, Futurist
Am 26.08.2022 hat Matthew Ball eine Erklärung zum “The Metaverse” inkl. Definition, Merkmalen, Chancen und Herausforderungen in einem Video sehr anschaulich zusammengefasst. Absolut sehenswert:
Meiner Meinung nach bieten neue Technologien und v.a. auch das Metaverse ungeahnte Möglichkeiten für das Lernen. Wir benötigen DRINGEND einen kompletten Wandel des Lernens. Gemäß Alvin Toffler bin ich davon überzeugt, dass wir mithilfe eines Metaverse 4 Learning das lebenslange Lernen auf ein komplett neues Level heben und damit wesentlich verbessern können.

Wenn wir uns wissenschaftliche Befunde zur Lernwirksamkeit näher betrachten (vgl. Nuissl, 2016), kann man feststellen, dass immersive Technologien dazu geeignet sind, die Lernwirksamkeit zu erhöhen. Zu Lernwirksamkeit im Kontext von XR werde ich im nächsten Blogpost näher auf die relevante Forschung eingehen, von daher anbei eine nur sehr kurze Zusammenfassung relevanter Erfolgsfaktoren, um Lernprozesse generell effektiv zu gestalten:

Über die Hälfte der o.g. 13 Faktoren können meiner Meinung nach mit immersiven Technologien unterstützt werden. Lernen kann innerhalb konvergenter Technologie-Ökossysteme komplett neu inszeniert werden. Dazu bedarf es einem Wandel von einer passiven Wissensvermittlung hin zu AKTIVEN Learning Experiences. Solche Learning Experiences oder Learning Journeys können in einem Metaverse 4 Learning sehr eindrucksvoll, also immersiv umgesetzt werden. Ein konkretes Beispiel zeigt eine aktuelle Ausstellung in Berlin, die sich “da Vinci’s Live Metaverse” nennt:
In der Verbindung zwischen Kunst, Technologien und Lernen eröffnet sich ein gigantisches Potenzial, Lernen eindrücklicher und immersiver zu gestalten. Die Inhalte bleiben nachhaltig in Erinnerung, da die Eindrücke und Inhalte in Form, Farbe und musikalischer Begleitung mit allen Sinnen aufgenommen (und gespeichert) werden können.
Ähnlich verhält es sich, wenn man komplette 3D-Lernwelten beschreiten kann. Entweder in Form einer Ausstellung oder auch zusammen mit anderen Lernenden, um Reflektion, Austausch und Zusammenarbeit zu fördern. XR-Technologien ermöglichen ein komplettes Eintauchen in real-virtuelle oder gar fantastische Lern- und Arbeitswelten. Alles ist möglich.
Das Motto lautet: Ich baue meine (Lern-) Welt, wie sie mir gefällt

Physische und digitale Welten vermelzen nahtlos. Wir können zwischen beiden Welten navigieren und komplett neue Lernerfahrungen designen. Wir können z.B. digitale Abbilder der Realität in den virtuellen Raum kopieren (oder nachmodellieren), um beispielsweise in globalen Teams an einem gemeinsamen Ort zusammenzuarbeiten. Diese “realistischen” Abbildungen können nach Belieben editiert und v.a. auch mit Lerninhalten etc. befüllt werden. Wie einfach sowas heute schon geht zeigt dieses Video:
Blurring Worlds: physical2digital and digital2physical
Das Metaverse macht es möglich, in das Internet hineinzulaufen und immersive Lerninhalte zu erkunden. Gleichzeitig können aber Lernartefakte, aus dem Internet in das physische Umfeld augmentiert werden. Egal um welche Artefakte es sich handelt. Planeten, Moleküle, Insekten, Organe, Maschinen, Motoren, Bauwerke, Kunstobjekte oder sogar Menschen. Theoretisch wäre es möglich, sich die Radiologie von Marie Curie oder die Relativitätstheorie von Albert Einstein erklären zu lassen.
Die Avatare können natürlich animiert und mit Ton angereichert werden. Mit Volumetric Capture Studios ist es sogar möglich, 4D-Aufnahmen zu erzeugen. Das bedeutet, dass nicht nur statische 3D-Objekte gescannt (und nachträglich animiert) werden, sondern dass menschliche Bewegungen sofort als dreidimensionales Video aufgenommen und in 3D-Welten eingebaut werden können.
The Metaverse is the internet, but you can go into it (3D & VR) or it can come out to you (AR).
Meinen Avatar habe ich bereits Ende 2020 über Photogrammetrie selbst gebaut. Die Qualität wäre heutzutage um einiges besser.
Leztlich kommt es bei einem Metaverse 4 Learning – wie bei anderen digitalen Lernmedien auch – darauf an, ein stimmiges didaktisches Gesamtkonzept aufzubauen. Auch im Metaverse gelten didaktische Prinzipien aus der Lehr- und Lerntheorie wie oben bereits kurz skizziert. Insofern wäre meiner Meinung nach die ausschließliche Präsentation von PowerPoint Folien in einem 3D-Space kein effektives Lernsetting. Das wäre es für mich aber grundsätzlich nicht. Meiner Meinung nach kommt es auf die stimmige Verzahnung unterschiedlicher Lerneinheiten im Rahmen einer ganzheitlichen Learning Journey an. Dabei sollten die einzelnen didaktischen Elemente sinnvoll ineinandergreifen. Je nach Zielgruppe und Zielstellung eignen sich dann unterschiedliche Metaverse-Lernszenarien.
Wie könnten Wohlfühlorte des Lernens konkret aussehen? Ist es sinnvoll, wenn wir klassische Lernräume digital nachbauen oder wollen wir heute und in Zukunft kreativer Lernen und Arbeiten?

Ein Metaverse for Learning eignet sich vor allem für eine gemeinsame Reflektion am Lagerfeuer, am Strand, auf der Blumenwiese. Für ein Get-Togehter in der Kneipe oder eine kuratierte Ausstellung in fantastischen “Bubble-Gum” Welten.

Ko-kreatives Arbeiten an Miro-Boards, das Erstellen und Einbinden von Infografiken oder auch das “abschalten und erholen” in den 10 Minuten Pause am Meer, es ist einfach alles möglich.

Unserer Fantasie sind hier keine Grenzen mehr gesetzt. Dies setzt gleichermaßen einen verantwortungsbewussten Umgang voraus. Man sollte natürlich überlegen, ob es ggf. möglich ist, soetwas wie einen Spaziergang (Walk´n´Talk) im “echten Leben” ins didaktische Setting einzubauen, um gezielt bildschirmfreie Zeiten des Lernens zu ermöglichen, die meiner Meinung nach immer wichtiger werden.
Wenn ich beispielsweise als Facilitator mehrere Tage einen Design Sprint leite, baue ich täglich einen Walk´n´Talk ein. Anstatt vieler PowerPoint Vorträge gibt es die virtuell-hybride Smart Learning Vernissage. Und wenn ich beim virtuellen Get-Together / Teammeeting die Wahl zwischen Zoom, MS Teams oder anderen VCs habe, dann würde ich doch eher die Beachbar oder das Lagerfeuer bevorzugen.













Richtig spannend wäre es auch, wenn man quasi in unterschiedliche Bücher “eintauchen” könnte:



Ein Metaverse for Learning kann die Phantasie anregen und komplett neuartige Lernumgebungen erzeugen. Durch AR-Portale ist es sogar heute schon möglich, diese virtuellen Welten aus der physischen Welt heraus zu betreten. Noch weitere Informationen zu AR-Portalen, die als reale Repräsentationen der virtuellen Welt zur Verfügung stehen es hier.
Was meiner Ansicht nach in Deutschland fehlt, um ein sinnhaftes Metaverse for Learning aufzubauen, sind zwei wesentliche Aspekte:
- Befähigung der Menschen
- Öffentliche Diskurse
Future Skills und Futures Literacy als Zukünftekompetenz müssen gezielt aufgebaut werden, damit wir in Ko-Kreation unsere Zukunft gemeinsam gestalten können. Basierend auf menschlichen Werten und ethischen Prinzipien. Das ist der Grund, warum ich die Smart Learning Community gegründet habe. In diesem Jahr haben wir einen neuen Workshop ins Programm aufgenommen:

Alle Details zur Peer-Learning Community unter smarter-education.de.
Parallel zur Qualifizierung zu neuen Technologie-Ökosystemen und neuen Formen des lebenslangen Lernens brauchen wir aber auch mehr öffentliche Diskurse, die dazu anregen, Verantwortung selbst zu übernehmen und die Gestaltung unserer Zukunft nicht den großen Tech-Giganten alleine zu überlassen.
Aus diesem Grund habe ich den Metaverse 4 Learning HUB gegründet. Auf Basis eines Open Innovation Ansatzes möchten wir eine wünschenswerte Zukunft aktiv mit Vertretern aller Generationen und Geschlechtern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft gestalten. Ich freue mich sehr, dass ich für den Auftakt am 17.03. eine transdisziplinäre Gruppe gewinnen konnte. Herzlichen Dank an Martina Pumpat, Nele Graf, Jakob Löser, Stefan Bergheim, Anja C. Wagner, Philip Horvath, Henning Behrens, Ilse de la Cruz Gomez, Nadine Strehlke und Stefan Diepolder. Weitere Akteure haben mich bereits kontaktiert, so dass wir hoffentlich demnächst VertreterInnen vom Stifterverband sowie vom Goethe Institut begrüßen dürfen.
Am 17.03.22 hat unser erster Open Innovation Workshop (vgl. Agenda) stattgefunden. Ziel war es, das bisherige Concept Paper im Hinblick auf Zielstellung und Impact zu schärfen. Innerhalb von 4 Blöcken a 30 Minuten ging es um das WER, WAS, WARUM und das WIE.

Nach einer Vorstellungsrunde haben wir zunächst über den Begriff gesprochen. Also was verstehen wir unter dem Metaverse, was ist unsere Perspektive auf das Thema?

Darauf aufbauend haben wir über das bisherige Konzept zum Metaverse 4 Learning HUB diskutiert, Vision und Ziele reflektiert sowie fehlende Aspekte ergänzt.

Im Rahmen der zwei Stunden ist es bisher noch nicht gänzlich gelungen, die Ziele so zu schärfen, dass wir diese öffentlich kommunizieren können. Vor allem wollen wir im zweiten Open Innovation Workshop noch stärker über mögliche Ergebnisse sprechen. Also welchen Impact streben wir an und wie können wir dies mit begrenzten (ehrenamtlichen Ressourcen) auch bewältigen?
Es bleibt spannend. Infos folgen.
Wer jetzt noch tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann eigene Future Skills entwickeln und sich noch zur Smart Learning Community anmelden. Ansonsten kann ich hier schn einmal einen kleinen Ausblick zur LEARNTEC 2022 geben. Ich darf erneut das FutureLab kuratieren. Kommt vorbei, es wird mega spannend werden!
Auf über 200qm wird dort ein Smart Learning Playground entstehen, indem man zwischen realen und virtuellen Lernwelten hin & her switchen kann. Wir werden augmentierte Games spielen, eine XXL Puzzlewall gemeinsam gestalten und Avatare Live klonen. Interaktive Plakate zeigen euch den Weg.
Stay tuned, more to come. Und wer jetzt noch mehr über das Metaverse lesen oder recherchieren möchte, kann hier meine Quellen über die kuratierte Linksammlung einsehen.
Ihr Blogbeitrag über das Lernen im Metaverse liest sich sehr spannend. Da ich selbst maximal Sprachen im Metaverse lerne (besser versuche aufzufrischen) finde ich die weiterführenden Hinweise sehr hilfreich.
Da der Beitrag jetzt schon einige Monate und ein Jahr älter ist – hoffe ich, ich finde in Ihrem Blog die Fortsetzung.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung!
LG
Ralf